Identitätsbildung in Relation zur eigenen Herkunft

21. Feb. 2024Betreuungsstellen, Bewerber*innen, Jugendämter

Die Identität aus psychologischer Perspektive bezieht sich auf das komplexe Konzept der Selbstwahrnehmung und Selbstdefinition einer Person. Es umfasst die Art und Weise, wie jemand sich selbst, seine Überzeugungen, Werte, Interessen, Fähigkeiten und Ziele sieht. Identität ist kein statisches Konzept, sondern entwickelt sich im Laufe des Lebens durch Erfahrungen, Interaktionen und Reflexionen

Psycholog*innen verwenden in der Identitätsforschung verschiedene theoretische Ansätze und Methoden, um Identität zu untersuchen, darunter kognitive, soziale und entwicklungspsychologische Ansätze Fokussiert werden hierbei vor allem:

  1. Das Selbstkonzept:

Das Selbstkonzept bezieht sich auf die Art und Weise, wie eine Person sich selbst sieht, einschließlich ihrer Eigenschaften, Fähigkeiten und Rollen.

  1. Das Selbstwertgefühl:

Das Selbstwertgefühl beschreibt das Ausmaß, in dem eine Person sich selbst als wertvoll und akzeptabel betrachtet. Es kann durch persönliche Erfahrungen, soziale Vergleiche und Feedback von anderen geprägt werden.

  1. Die Identitätsentwicklung:

Sie bezieht sich auf den Prozess, durch den sich die Identität einer Person im Laufe der Zeit formt und verändert. Durch Ereignisse wie Adoleszenz, kulturelle Einflüsse, Lebensereignisse und Beziehungen kann sie beeinflusst werden.

  1. Identitätskrise:

In bestimmten Lebensphasen oder in Reaktion auf bestimmte Ereignisse kann eine Person eine Identitätskrise durchleben, in der sie unsicher oder verwirrt darüber ist, wer sie ist und was ihr Bedürfnis ist.

  1. Kulturelle Identität:

Die kulturelle Identität bezieht sich auf die Identifikation einer Person mit einer bestimmten Kultur oder ethnischen Gruppe und die Auswirkungen dieser Zugehörigkeit auf ihr Selbstbild und Verhalten.

  1. Geschlechtsidentität:

Die Geschlechtsidentität bezieht sich auf die Art und Weise, wie eine Person ihr Geschlecht empfindet und identifiziert, unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht.

Die Identität ist aus psychologischer Sicht ein komplexes und vielschichtiges Konzept, das von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, einschließlich biologischer, sozialer, kultureller und individueller Einflüsse.

 

Biologische, soziale und kulturelle Identität

Biologische Identität bezieht sich auf die Aspekte der Identität einer Person, die auf biologischen Merkmalen basieren, wie Geschlecht, genetische Veranlagungen und körperliche Merkmale. Diese Merkmale werden bei der Geburt festgelegt und können sich im Laufe des Lebens verändern, aber sie bilden den grundlegenden Baustein der Identität einer Person.

Soziale Identität bezieht sich auf die Identifikation einer Person mit bestimmten sozialen Gruppen oder Kategorien, wie Geschlecht, Ethnizität, Religion, Beruf oder sozialer Klasse. Diese Identität wird durch die Zugehörigkeit zu verschiedenen Gruppen geprägt und beeinflusst, wie eine Person sich selbst sieht und wie sie von anderen wahrgenommen wird. Soziale Identität kann auch durch gemeinsame Werte, Normen, Interessen und Erfahrungen innerhalb einer Gruppe geformt werden.

Kulturelle Identität bezieht sich auf die Identifikation einer Person mit einer bestimmten Kultur oder kulturellen Gruppe. Diese Identität umfasst Sprache, Traditionen, Bräuche, Werte, Überzeugungen und Verhaltensweisen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Kulturelle Identität kann starken Einfluss auf die Selbstwahrnehmung, das Verhalten und die zwischenmenschlichen Beziehungen einer Person haben und kann sich im Laufe der Zeit verändern, insbesondere in einer zunehmend globalisierten Welt.

Die biologische, soziale und kulturelle Identität interagieren miteinander und beeinflussen sich gegenseitig. Zum Beispiel kann die biologische Identität einer Person, wie ihr Geschlecht, ihre Erfahrungen und Interaktionen in sozialen Gruppen beeinflussen, was wiederum ihre kulturelle Identität formt. Die Wechselwirkungen zwischen diesen verschiedenen Aspekten der Identität sind komplex und vielschichtig und prägen die Persönlichkeit und das Verhalten einer Person.

 

Identitätsbildung in Relation zur Herkunft

Die Herkunft spielt eine bedeutende Rolle bei der Identitätsbildung einer Person, da sie stark beeinflussen kann, wie sich jemand selbst sieht, wie er von anderen wahrgenommen wird und wie er sich in der Welt positioniert. Hier sind einige Aspekte, wie die Herkunft die Identitätsbildung beeinflussen kann:

Familienherkunft: Die Familie ist oft die erste und prägendste Umgebung, in der eine Person aufwächst. Die Werte, Überzeugungen, Traditionen und Verhaltensweisen, die in der Familie vermittelt werden, können einen starken Einfluss auf die Identität einer Person haben. Dies kann sich auf ihre ethische, kulturelle, religiöse und soziale Identität auswirken.

 

Kulturelle Herkunft: Die kulturelle Herkunft einer Person, einschließlich ihrer ethnischen Zugehörigkeit, kann eine entscheidende Rolle bei der Identitätsbildung spielen. Die Sprache, Bräuche, Traditionen, Rituale, Ernährungsgewohnheiten und andere kulturelle Merkmale ihrer Herkunftskultur prägen, wie sich jemand selbst sieht und wie er sich in verschiedenen sozialen Kontexten verhält.

 

Geographische Herkunft: Der Ort, an dem jemand aufgewachsen ist oder geboren wurde, kann ebenfalls Einfluss auf seine Identität haben. Die Geographie kann eine Vielzahl von Faktoren umfassen, darunter Klima, Landschaft, Bevölkerungsdichte, städtische oder ländliche Umgebung und kulturelle Vielfalt. Diese Faktoren können die Lebenserfahrungen und Perspektiven einer Person formen.

 

Historische Herkunft: Die historischen Ereignisse und Entwicklungen, die die Herkunft einer Person geprägt haben, können ebenfalls ihre Identität beeinflussen. Dies kann sich auf koloniale Vergangenheit, Kriege, Migration, politische Ereignisse und andere historische Umstände beziehen, die das kulturelle Erbe und die soziale Dynamik beeinflussen.

 

Soziale Herkunft: Die soziale Klasse, zu der jemand gehört, kann auch einen erheblichen Einfluss auf seine Identität haben. Soziale Herkunft kann sich auf den Bildungsstand, den Beruf der Eltern, das Einkommen, den sozialen Status und den Zugang zu Ressourcen und Chancen beziehen. Diese Faktoren können das Selbstwertgefühl, die Ambitionen und die Perspektiven einer Person formen.

Zusammenfassend spielt die Herkunft eine komplexe und vielschichtige Rolle bei der Identitätsbildung einer Person und kann verschiedene Aspekte ihrer Persönlichkeit, Werte, Überzeugungen und Verhaltensweisen maßgeblich beeinflussen. Daher lässt sich in der Zusammenarbeit mit den jungen Menschen in der Unternehmensgruppe hieraus auch die Notwendigkeit einer herkunftsbezogenen pädagogischen Ausrichtung des professionellen Handelns ableiten.