Internationaler Tag gegen Rassismus am 21. März

21. Mrz. 2023Betreuungsstellen, Bewerber*innen, Jugendämter

Am 21. März 1960 fanden im Township Sharpeville, Südafrika, als Reaktion auf neue Passgesetze Demonstrationen gegen die, mit der neuen Gesetzgebung verbundene, Diskriminierung statt. Etwa 20.000 Menschen gingen damals gegen das Apartheid-Regime auf die Straße. Die Polizei begegnete den Demonstrant*innen mit Waffengewalt und tötete 69 Schwarze, darunter auch Kinder, rund 180 Menschen wurden verletzt. Infolge dieses Ereignisses, das als „Massaker von Sharpeville“ in die Geschichte einging, kam es zu Streiks und Unruhen. Heute ist der 21. März in Südafrika ein nationaler Gedenktag, der „Tag der Menschenrechte“.

Die Vereinten Nationen haben den 21. März zu dem Internationalen Tag gegen Rassismus bestimmt. Es soll ein Aktions- und Gedenktag sein, an welchem auf die noch immer bestehenden Probleme von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aufmerksam gemacht und Solidarität mit den Opfern von Rassismus zum Ausdruck gebracht werden soll.

Auch die h&p Rheinland-Pfalz/Hessen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH beschäftigt sich im Rahmen des Jahresthemas 2023 der haug&partner unternehmensgruppe „Vielfalt – leben und gestalten“ mit dem Thema „Rassismus“.

Rassismus ist in der Kinder- und Jugendhilfe ein wichtiges Thema, das in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus gerückt ist. Hierbei geht es darum, dass rassistische Vorurteile und Diskriminierung auch in diesem Bereich vorhanden sind und sich auf die Betreuung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen auswirken können.

„Analytisch sprechen wir dann von Rassismus, wenn folgende drei Kriterien erfüllt sind:

  1. Menschen werden mit Bezug auf ihre vorgebliche Abstammung oder Herkunft in soziale Gruppen in ein „Wir“ und „die Anderen“ eingeteilt. Die so konstruierten „Rassen“ im kolonialen Rassismus sind dabei weitgehend abgelöst durch ethnisch, national, kulturell definierte Gruppen, denen abweichende Eigenschaften zugeschrieben werden, die gewissermaßen in Fleisch und Blut verankert seien. Diese Einteilungen, wie die zugeschriebenen Eigenschaften, haben sich über lange Zeiträume entwickelt und gelten als allgemein gültige Wissensbestände. Die Individuen werden hinter den rassistischen Kategorien unsichtbar.
  2. Die zugeschriebenen Eigenschaften werden so bewertet und hierarchisiert, dass die gesellschaftliche Schlechterstellung der Gruppe plausibel erscheint. Wesentlich für rassistische Konstruktionen sind somit vor allem die Eigenschaften, die für den Erfolg in der modernen Leistungsgesellschaft als wesentlich gedacht werden. Weißen wird eher Vernunft, Zielgerichtetheit, Selbstbeherrschung, Fleiß u. ä. zugeschrieben, den als „Schwarze“ markierten Menschen eher Emotionalität, Spontaneität und Trägheit. Ganz ähnliche Zuschreibungen findet man in sexistischen Geschlechterbildern, die legitimieren sollen, warum Frauen weniger gesellschaftliche Macht haben als Männer.
  3. Von Rassismus sprechen wir dann, wenn diesen Gruppen strukturell der Zugang zu privilegierten Positionen in der Gesellschaft erschwert oder sogar verunmöglicht wird, wenn somit durch die abwertenden Zuschreibungen reelle Ungerechtigkeitsverhältnisse legitimiert werden.“ (aus THEMA JUGEND KOMPAKT 3 -Münster 2017)

Rassismus in der Kinder- und Jugendhilfe kann sich auf verschiedene Weise manifestieren. Zum Beispiel können Entscheidungen, die von Fachkräften getroffen werden, von Vorurteilen und Stereotypen beeinflusst sein, die sich aufgrund der Herkunft oder ethnischen Zugehörigkeit eines Kindes oder Jugendlichen ergeben. Auch kann es sein, dass betroffene Kinder und Jugendliche aufgrund von Vorurteilen und Diskriminierung nicht angemessen unterstützt und gefördert werden.

Es ist daher wichtig, dass Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe sich ihrer eigenen Vorurteile und Stereotypen bewusst sind und darauf achten, dass sie ihre Arbeit nicht von diesen beeinflussen lassen. Auch sollten sie sensibel und offen sein für die Bedürfnisse und Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen und sich bemühen, angemessene Unterstützung und Förderung zu bieten.

Die h&p Rheinland-Pfalz / Hessen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gemeinnützige GmbH befindet sich mit seinen Fachkräften in den unterschiedlichen Betreuungssettings in einem kontinuierlichen Austausch zu dem Thema Rassismus und interkulturelle Kompetenz, damit die Fachkräfte hierfür sensibilisiert werden und lernen, angemessen mit den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen umzugehen.

 

Jens Scharmann

Geschäftsführer

h&p Rheinland-Pfalz / Hessen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gemeinnützige GmbH