Eine gelingende Partizipation von Kindern und Jugendlichen in den Betreuungsangeboten, dient den jungen Menschen für:
- die Bildung einer eigenen Meinung,
- die Stärkung des Selbstbewusstseins,
- die Möglichkeiten der Konfliktbewältigung,
- die Verantwortungsübernahme für ihre Entscheidungen,
- das Tolerieren anderer Meinungen und Standpunkte,
- die kritische Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt,
- die faire Austragung von Meinungsverschiedenheiten,
- das angstfreie Vortragen von Beschwerden.
Eine gelingende Partizipation von jungen Menschen bedeutet aber für die Pädagog*innen, dass sie sich zurücknehmen müssen und den jungen Menschen die Möglichkeiten für das Lernfeld „Partizipation“ ermöglichen und sie dazu anleiten müssen.
Wie ist es nun möglich, mit Blick auf die Kleinkinder und Kinder in dem Grundschulalter, diese zu einer gelingenden Partizipation in unseren Betreuungsstellen zu befähigen?
An dieser Stelle der Verweis auf die Ausführungen von Herrn Rüdiger Hansen aus seinem Artikel „Die Kinderstube der Demokratie“.
Die fünf Prinzipien für die Partizipation von Kindern:
- Partizipation bedeutet, dass Kinder von Erwachsenen begleitet werden. Es genügt nicht, Kindern Entscheidungsspielräume einzuräumen und sie dann damit allein zu lassen. Die Entwicklung notwendiger Partizipationsfähigkeiten muss aktiv unterstützt werden. Oft fehlen Kindern der Zugang zu Informationen oder alternative Erfahrungen, die erst eine wirkliche Entscheidung ermöglichen. Darüber hinaus bedeutet Partizipation immer Aushandlungsprozesse, in die auch Erfahrungen und Interessen von Erwachsenen einfließen (können).
- Partizipation erfordert einen gleichberechtigten Umgang, keine Dominanz der Erwachsenen. Auf der inhaltlichen Ebene muss die Expertenschaft der Kinder für ihre Lebensräume, ihre Empfindungen, ihre Weltsicht uneingeschränkt anerkannt werden. Die Erwachsenen sollten ihnen mit Neugier und Interesse begegnen. Für den Prozess und für dessen Transparenz tragen allerdings ausschließlich die Erwachsenen die Verantwortung. Sie müssen die Kinder dabei unterstützen, eine Gesprächs- und Streitkultur zu entwickeln. Und sie müssen gewährleisten, dass eine „dialogische Haltung“ – vor allem auch von den beteiligten Erwachsenen selbst – eingehalten wird.
- Partizipation darf nicht folgenlos bleiben. Dies bedeutet eine hohe Verbindlichkeit der beteiligten Erwachsenen, die sich darüber Klarheit verschaffen müssen, welche Entscheidungsmöglichkeiten die Kinder tatsächlich haben (sollen), und die diese offen legen müssen. Selbstverständlich kann die Umsetzung einer gemeinsam getroffenen Entscheidung scheitern. Aber zum Zeitpunkt der Entscheidungsfindung sollte es eine realistische Chance zur Realisierung innerhalb eines für die Kinder überschaubaren Zeitraums geben. Klappt es dann nicht, sollten die Gründe dafür transparent werden.
- Partizipation ist zielgruppenorientiert. Kinder sind nicht alle gleich. Die Erwachsenen sollten sich darüber klar sein, mit wem sie es jeweils zu tun haben. Kinder aus Elementar- oder Hortgruppen, Jungen oder Mädchen, Kinder unterschiedlicher ethnischer Herkunft, Kinder mit und ohne Handicaps bringen unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse und unterschiedliche Fähigkeiten zur Beteiligung mit. Die Inhalte und die Methoden müssen darauf abgestimmt werden.
- Partizipation ist lebensweltorientiert. Das betrifft in erster Linie die Inhalte, aber auch die Beteiligungsmethoden. Die Thematik muss die Kinder etwas angehen. Dies kann durch unmittelbare Betroffenheit der Fall sein: bei der Frage, ob der tote Vogel, den ein Kind gefunden hat, beerdigt oder seziert werden soll, genauso wie bei der Planung des Außengeländes. Es kann aber auch um Themen gehen, die für Kinder zwar Bedeutung haben (werden), sie aber nur mittelbar betreffen, wie das bei vielen ökologischen Themen der Fall ist. Derart abstrakte Themen müssen dann methodisch an die Erfahrungen der Kinder angeknüpft werden.
Die jungen Menschen sind die Experten für ihr eigenes Leben. Es gilt sie zu unterstützen und zu einer Partizipation zu ermutigen und an den Entscheidungen ihres Lebens zu beteiligen und -vor allem- im Rahmen ihrer Möglichkeiten mitentscheiden zu lassen. Durch eine gelingende Partizipation erfahren unsere jungen Menschen, dass es sich lohnt sich einzumischen, da sie dadurch Veränderungen etwas bewirken können. Damit wird das Ziel der Selbstwirksamkeit bei den jungen Menschen gefördert.
Jens Scharmann
Geschäftsführer
Pädagogische Präsenz – Mehr als nur Anwesenheit
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