Kollegiale Beratung – eine Möglichkeit als Gruppe zu reflektieren, Perspektiven zu wechseln und Handlungsideen zu entwickeln!

9. Okt. 2023Betreuungsstellen, Bewerber*innen, Jugendämter

Bei der h&p Rheinland-Pfalz/Hessen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH findet die kollegiale Beratung im Fachteam regelmäßig Anwendung um Fälle effektiv und strukturiert zu besprechen. Auch für das Fachpersonal in den Angeboten häuslicher Gemeinschaft oder den Wohngruppen der h&p Rheinland-Pfalz/Hessen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH bietet sich die Methode für Teambesprechungen oder innerhalb regionaler Treffen für einen praxisnahen Austausch an.

Kollegiale Beratung bietet einem Team oder einer Gruppe in Abgrenzung zur Supervision teamintern die Möglichkeit, eigene Fälle aus der beruflichen Praxis einzubringen um beispielsweise neue Erkenntnisse, ein vertieftes Verständnis oder eigene Anteile am Fall zu beleuchten und zu reflektieren.

Gerade in Teambesprechungen steht die Auseinandersetzung mit den aktuellen Praxisfällen zwar auf der Tagesordnung, jedoch entsteht nicht selten das Gefühl, dass man den Fall zwar ausgiebig besprochen hat – aber dennoch kein greifbares Ergebnis für die weitere Arbeit mitnehmen kann.  Die kollegiale Beratung bietet eine Möglichkeit, Fälle anhand einer vorgegebenen Struktur zu besprechen. In den meisten bekannten Konzepten zur kollegialen Beratung wird die bestehende Gruppe unabhängig von der Größe in folgende Rollen verteilt: Falleinbringer*in; Moderator*in und Berater*innen.

Folgt man der Struktur von Dr. Kim-Oliver Tietze, kann der Ablauf wie folgt skizziert werden:

  1. Das Casting

Zu Beginn haben alle Beteiligten die Möglichkeit einen Fall zu schildern und einzubringen. Die Gruppe priorisiert im Anschluss gemeinsam, welcher Fall als erstes bearbeitet wird. In diesem Schritt wird ebenfalls die Moderation vergeben. Dieses Gruppenmitglied führt durch den weiteren Ablauf. Alle anderen Teilnehmer*innen sind kollegial Beratende.

  1. Die Spontanerzählung (ca. 10-12 Minuten)

Der/die Falleinbringer*in schildert den Fall aus seiner/ihrer Perspektive und vermittelt dabei alle Informationen, die aus seiner/ihrer Sicht zum Fallverständnis beitragen. Die Moderation unterstützt dabei durch aktives Zuhören und Nachfragen. Die Berater*innen hören aufmerksam zu und stellen -wenn nötig – Verständnisfragen. Sobald alle ein ausreichendes Verständnis für den Fall entwickelt haben, kann in die nächste Phase gewechselt werden.

  1. Die Schlüsselfrage

Nun formuliert der/die Falleinbringer*in ein konkretes Anliegen oder ein Ziel für die kollegiale Beratung in Form einer Frage. Diese kann zum Beispiel lauten „Wie erreiche ich, dass…?“ oder „Wie kann ich xy dazu motivieren, dass…?“. Moderation und Berater*innen dürfen beim Finden einer geeigneten Frage in Form von Vorschlägen und Anregungen unterstützen.

  1. Die Methodenwahl

Bei diesem Schritt geht es darum zu konkretisieren, in welche Richtung die Beratung erfolgen soll. Beispielsweise kann es darum gehen Hypothesen zu entwickeln, Brainstorming zu betreiben, verschiedene Perspektivwechsel vorzunehmen oder paradoxe Vorschläge und Ideen zu sammeln.

  1. Die Beratung (ca. 10-12 Minuten)

In diesem Schritt wechseln die Rollen. Der/die Falleinbringer*in hört dem beratenden Team zu, dass aufgefordert ist eigene Ideen, Gedankengänge und Vorschläge einzubringen. Die Moderation achtet darauf, dass die Schlüsselfrage und die methodische Ausrichtung nicht aus dem Blick geraten. Eine*r des beratenden Teams schreibt die Beiträge für den/die Falleinbringer*in mit.

 

  1. Der Abschluss

In der abschließenden Phase wird ein Resümee gezogen. Der/die Falleinbringer*in gibt Rückmeldung zu einzelnen Beiträgen, die besonders hilfreich oder anregend für die gestellte Schlüsselfrage waren. Er erhält die Mitschrift der Ergebnisse und die Fallberatung findet ihren Abschluss.

(vgl. Tietze, Dr. Kim-Oliver: Kollegiale Beratung – Methodik und Ablauf. Unter: Methodik und Ablauf von kollegialer Beratung in sechs Phasen (kollegiale-beratung.de) Weitere Informationen zum Ablauf und vertiefende Literatur ist ebenfalls auf der angegebenen Seite zu finden.

 

Sarah Rehnelt

Leitender Fachdienst