Identitätsentwicklung – eine Reise fürs Leben

28. Feb.. 2024Betreuungsstellen, Bewerber*innen, Jugendämter

Identitätsentwicklung ist eine faszinierende Reise, die uns ein Leben lang begleitet. Es ist der Prozess, durch den wir ein Verständnis von uns selbst entwickeln – eine Mischung aus Werten, Überzeugungen, Persönlichkeitsmerkmalen, Interessen und Zielen. Diese Reise beginnt früh in der Kindheit und setzt sich über die gesamte Lebensspanne fort, geformt von einer Vielzahl von Einflüssen wie biologischen, sozialen, kulturellen und individuellen Faktoren.
Während wir uns entwickeln, durchlaufen wir verschiedene Phasen und Herausforderungen, die dazu beitragen, unser Selbstkonzept zu formen. Wir erforschen unterschiedliche Rollen und Identitäten, ringen mit persönlichen und sozialen Erwartungen und integrieren verschiedene Aspekte unserer Persönlichkeit.

Identitätsentwicklung ist kein linearer Weg; sie ist komplex und individuell geprägt von unseren Erfahrungen, Beziehungen und kulturellen Einflüssen. Lebensereignisse und Übergänge wie der Übergang von der Jugend ins Erwachsenenalter oder berufliche Veränderungen können diesen Prozess ebenfalls beeinflussen.

Psychologische Theorien wie Erik Eriksons Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung oder James Marcias Theorie der Identitätsstatus bieten Rahmenwerke zur Untersuchung und Analyse der Identitätsentwicklung. Diese Theorien betonen die Bedeutung von Selbstreflexion, Exploration und die Bewältigung von Konflikten für die Entwicklung einer stabilen und kohärenten Identität.

Die Unterstützung von jungen Menschen in ihrer Identitätsentwicklung ist von entscheidender Bedeutung für ihr Wohlbefinden und ihre positive Entwicklung. Hier sind einige Möglichkeiten, wie Bezugspersonen junge Menschen in diesem Prozess unterstützen können:

  1. Ein unterstützendes und einfühlsames Umfeld schaffen: Junge Menschen brauchen ein Umfeld, in dem sie sich sicher fühlen, ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken können, ohne Angst vor Ablehnung oder Kritik zu haben. Durch eine einfühlsame und unterstützende Beziehung können sie ihre Identität auf gesunde Weise erkunden.
  2. Offene Kommunikation fördern: Offene und ehrliche Gespräche über Themen wie Gefühle, Werte, Interessen und persönliche Identität sind entscheidend. Bezugspersonen sollten jungen Menschen zuhören, ohne zu urteilen, und ihre Perspektiven respektieren.
  3. Vielfalt und Toleranz vermitteln: Junge Menschen sollten dazu ermutigt werden, die Vielfalt der Welt zu erkunden und verschiedene Kulturen, Traditionen, Lebensstile und Perspektiven kennenzulernen. Dies hilft ihnen dabei, ein offenes und tolerantes Verständnis von Identität zu entwickeln.
  4. Interessen und Stärken unterstützen: Bezugspersonen sollten die Interessen und Stärken junger Menschen erkennen und unterstützen, indem sie Möglichkeiten für kreative Selbstentfaltung und persönliches Wachstum bieten.
  5. Selbstbewusstsein fördern: Junge Menschen sollten ermutigt werden, sich selbst zu akzeptieren und Selbstbewusstsein aufzubauen. Positive Bestärkung und Lob für ihre Bemühungen und Erfolge tragen dazu bei, ihr Selbstwertgefühl zu stärken.
  6. Vorbild sein: Bezugspersonen sollten selbst positive Vorbilder sein, indem sie Selbstakzeptanz, Offenheit und Toleranz demonstrieren. Junge Menschen lernen oft durch Nachahmung und Modellierung des Verhaltens ihrer Bezugspersonen.
  7. Ermutigung zur Selbstreflexion: Junge Menschen sollten dazu ermutigt werden, über sich selbst und ihre Erfahrungen nachzudenken. Dies kann ihnen helfen, ihre eigenen Werte, Überzeugungen und Ziele besser zu verstehen und ihre Identität weiterzuentwickeln.
  8. Unterstützung in Übergangsphasen bieten: Junge Menschen durchlaufen verschiedene Übergangsphasen im Leben, wie den Wechsel in die Schule, den Übergang in die Adoleszenz oder Veränderungen in der Familie. Bezugspersonen sollten während dieser Zeiten besonders unterstützend sein und Raum für Gespräche und Fragen bieten.

Indem Bezugspersonen junge Menschen in ihrer Identitätsentwicklung unterstützen, tragen sie dazu bei, dass sie sich zu selbstbewussten, authentischen und resilienten Individuen entwickeln können. Aus den aufgeführten Unterstützungsmöglichkeiten lässt sich folglich ableiten, dass die Fachkräfte der AihG in verantwortungsvoller Rolle, die jungen Menschen aktiv bei ihrer Identitätsentwicklung unterstützen. Identität als individuelles Persönlichkeitsmerkmal entwickelt sich grundlegend bei jedem Menschen – die Frage wie sich diese jedoch entwickelt, lässt sich allerdings nur in Verbindung mit den Bezugspersonen im Umfeld der jungen Menschen sowie ihrem Verhalten ihnen gegenüber beantworten. Zu dieser Erkenntnis gelangte bereits Goethe, was sich im anknüpfenden und abschließenden Zitat widerspiegelt und gleichermaßen die elementare Tragweite der professionellen Begleitung durch die Fachkräfte der AihG repräsentiert:

„Behandle die Menschen so, als wären sie, was sie sein sollten, und du hilfst ihnen zu werden, was sie sein können.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

 

 

Quellen:

https://www.psychologie.uni-freiburg.de/studium.lehre/bachelor.of.science/skripte/frueheresem.html/vorlesung-entwicklungspsychologie/vl_ep11_identitaet.pdf

Zimmermann-Schneider, Katja Identitätsentwicklung im Jugendalter. Welchen Einfluss hat das Konzept von James E. Marcia auf die Arbeit mit Jugendlichen?, Studienarbeit 2015, Duale Hochschule Baden-Württemberg, Villingen-Schwenningen