Das Angebot in häuslicher Gemeinschaft ist ein Angebot der öffentlichen Erziehung, welches die stationäre Betreuung von jungen Menschen im privaten Umfeld befürwortet. Hierunter sind Familienwohngruppen, Erziehungsstellen, Sozialpädagogische Sonderpflegefamilien und ISE-Maßnahmen gefasst.
Der Auftrag, öffentliche Erziehung im privaten Umfeld auszuüben, ist ein Besonderer. Denn nicht zuletzt gibt die staatliche Erziehung junge Menschen in die Fürsorge und Obhut eines Trägers der Sozialen Arbeit, der diese jungen Menschen im privaten Umfeld aufnimmt, fördert, umsorgt und ihr Wohlergehen sichert. Privatheit wird hier zu einem nicht unwesentlichen Konzept des öffentlichen Erziehungsauftrages. Die öffentliche Hand zeigt hierdurch deutlich die hohe Anerkennung für ein fachlich fundiertes und für die jungen Menschen förderliches Betreuungsangebot im privaten Raum. Allen Beteiligten wird hierdurch ein staatliches Vertrauen ausgesprochen und zugleich eine Verantwortung auferlegt. Um diesem angemessen begegnen zu können, wird vom Träger und den betreuenden Fachkräften dieser Angebotsform gefordert, sich fortlaufend diesem besonderen Auftrag zu stellen. h&p Rheinland-Pfalz/Hessen gGmbH stellt sich diesem Anspruch in verschiedener Weise: neben erforderlichen Strukturen, Standards der Begleitung, Beratung, Dokumentation und anderen fachlichen Anforderungen stellt die Festlegung eines Jahresthemas eine weitere Form der fachlichen Auseinandersetzung dar. Dieses Jahresthema wird von allen Fachkräften in unterschiedlicher Form und Intensität bearbeitet. Hierzu dienen u.a. die kontinuierlichen Beratungsgespräche mit den Pädagog*innen in den Betreuungsstellen, die Auseinandersetzung mit Fachartikeln und der kollegiale Austausch in den Regionaltagungen und Gesamttagungen. 2024 hat sich die haug&partner unternehmensgruppe dem Thema „Herkunft erkunden – Identität entfalten“ gestellt. Dieses wirft eine Vielzahl an Aspekten, Blickwinkeln, fachlichen Anforderungen und Fragen auf: persönliche Fragen jedes Einzelnen, Fragen der öffentlichen Erziehung nach einer individuellen Erziehung und Förderung der zu betreuenden jungen Menschen und im Besonderen auch Fragen persönlich-privater Natur bei den betreuenden Pädagog*innen und ihren Familien in den familienähnlichen Betreuungsangeboten.
„Öffentliche Erziehung im privaten Raum“ gleicht einem Balanceakt, denn hier wird der Privatraum und die Privatheit für die öffentlichen Erziehung genutzt. Dies bedeutet für die Akteure in diesem Angebot der öffentlichen Erziehung, dass die Privatsphäre als Ort der beruflichen Tätigkeit dient. Privater Raum ist hierbei beruflich zweckgebunden. Dadurch entsteht im Privaten eine Struktur zwischen Familie und Institution. D.h., die eigene Privatheit erhält eine institutionelle Rahmung mit den damit verbundenen Notwendigkeiten. Das eigene Private gerät in die öffentliche Aufmerksamkeit. Wer der betreuenden Pädagog*innen kennt nicht, dass „plötzlich“ der wöchentliche Großeinkauf nicht mehr privat ist, sondern institutionell; d.h., neben der Mengen im Einkaufswagen steht nunmehr auch der Inhalt im öffentlichen Interesse. Es entstehen hierbei Situationen oder Fragen, die bis dato nicht aufkamen: Was darf gekauft werden? Wer schaut zu und zieht Schlüsse aus dem Beobachteten – auch beruflich relevante Schlüsse? Wie wird das eigene Verhalten gegenüber den jungen Menschen von Außenstehenden wahrgenommen? Was denken die anderen? Und viele Fragen mehr, die den Alltag begleiten. Es zeigt sich zudem, dass die Qualität der Beziehungen für fremde Zwecke – für einen Auftrag der öffentlichen Erziehungshilfe – genutzt wird.
Diesen Auftrag gestalten nicht nur der Träger, seine Fachkräfte und die betreuenden Pädagog*innen, auch alle Personen des Familiensystems sind an der Verwirklichung dieses Auftrages beteiligt: die Partner*innen, die eigenen Kinder, Verwandte und Freunde, aber auch die Nachbarn, … . Alle Beteiligten sind somit nicht mehr ausschließlich Personen des privaten Lebens, sondern auch im privaten Alltag „beruflich Mitgestaltende“. Auch das ist eine Besonderheit dieser Form der öffentlichen Erziehung, denn kaum sonst gestaltet die gesamte Familie einen beruflichen Auftrag mit.
Diese Form der öffentlichen Erziehung im privaten Raum erfordert ein hohes Maß an Engagement, Flexibilität und Bewusstsein von allen Beteiligten. Die Verschmelzung von Privat- und Berufsleben stellt sowohl Chancen als auch Herausforderungen dar, die es gemeinsam zu meistern gilt. Nur durch die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten und die kontinuierliche fachliche Reflexion kann das Wohlergehen der jungen Menschen gesichert und eine erfolgreiche Erziehung im privaten Umfeld gewährleistet werden. Letztlich führt diese besondere Form der Betreuung nicht nur zu einer Bereicherung der betreuten jungen Menschen, sondern auch zu einer tieferen Verbundenheit und gemeinschaftlichen Verantwortung innerhalb der betreuenden Familien. In diesem Sinne bleibt es eine Aufgabe und Verpflichtung, diese Form der Erziehung weiterhin zu fördern und zu unterstützen, um den individuellen Bedürfnissen der jungen Menschen gerecht zu werden und ihnen eine stabile und förderliche Umgebung zu bieten.
h&p Rheinland-Pfalz/Hessen gGmbH
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