Zunächst wurden die Schritte zur Erstellung eines Genogramms betrachtet und welche Informationen im Genogramm enthalten sein können. Ausgehend von den zentralen Personen, nämlich den Kindern oder Jugendlichen, die in einer Erziehungsstelle untergebracht sind, wird ähnlich wie bei einem Stammbaum das gesamte Familiensystem aufgezeichnet, soweit es bekannt ist. Dabei fließen in die Darstellung weitere Informationen, wie z.B. Alter, Geschlecht, Berufe, Krankheiten, Hochzeiten, Trennungen, besondere familiäre Ereignisse (z.B. Flucht/Krieg, Suizide). Wenn gewünscht, können auch besondere Beziehungen graphisch mit dargestellt werden
Nach dem Theorie-Input übten sich die Teilnehmenden in der Interpretation eines Genogramms und der Hypothesenbildung. Dabei zeigte sich, dass selbst bei einem Genogramm, das auf den ersten Blick nicht sehr ungewöhnlich erscheint, viele weiterführende Informationen herausgefiltert werden können, die dann in Arbeitshypothesen verdichtet werden. Oftmals zeigt sich, dass durch die Einordnung von Verhaltensweisen in einen größeren Kontext (z.B. Kind schwänzt die Schule), der Sinn des Symptoms deutlich wird. Das Verhalten des Kindes oder Jugendlichen wird in diesem Moment von demjenigen als Lösung des Problems empfunden.
Zu beachten ist, dass Hypothesen nur Arbeitshypothesen sind und der Überprüfung bedürfen, wenn sich die Umstände verändern oder neue Informationen hinzukommen. Schwing/Fryszer formulieren es so: „Dabei gehen wir nicht von linearen Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen aus, sondern von zirkulären Wechselwirkungen, dies sollte sich auch in der Hypothesenbildung ausdrücken.“
In großer Runde wurde sich dann noch darüber ausgetauscht, welche Erfahrungen bei den Kooperationspartner*innen bereits mit Genogramm-Arbeit gemacht wurden und wo diese hilfreich waren. Mit einem Ausblick auf die nächste Regionaltagung in 2023 ging das Treffen zu Ende.
Ute Lippert
Regionalleitung Ost
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